Mein Bericht beginnt in Freiburg. Dass ich es überhaupt bis nach Freiburg geschafft habe, verdanke ich dem Team von BMW Stüdemann in Hamburg.

Die haben mir nämlich, sozusagen nach Feierabend, noch die 1.000 km Inspektion bei der neuen Maschine gemacht, damit ich überhaupt auf Tour gehen konnte. Danke Euch allen, die Tour war fantastisch. Um genau zu sein, beginnt der Bericht auch nicht direkt in Freiburg, sondern in Freiburg Hochdorf. Idyllisch, klein, perfekt gelegen nahe der Autobahn mit familiärem Hotel direkt neben der Kirche. Wunderbares Essen zu fairem Preis und angenehme Sitzgruppe im Hof, an der Kirchmauer. Der Schlaf war nicht total entspannend, zu warm und vor allem zuviel Kalorien vor dem zu Bett gehen. So war ich jedenfalls schon nahezu wach, als morgens um 6.00 Uhr das Glockeninferno über Hochdorf hereinbrach.

 So jedenfalls habe ich es in Erinnerung. Es begann mit ein paar harmlosen 3-er Schlägen. Warum 3 dachte ich, aber die Lösung lag schnell auf der Hand. In Hochdorf schlägt man für jede Viertelstunde drei Schläge. Also begann das 6-Uhr-Geläut mit 12 leichten Schlägen. Dann folgten 6 sonore Basstöne für die Uhrzeit  und danach sank ich ins Kissen zurück. Das Ruheglück dauerte exakt 20 Sekunden und dann gab der Glockenstuhl sein Bestes. Wie ein Wasserfall lauter schriller Glockentöne, begleitet von wummerndem Baßgeläut brach es über das Hotel herein und ich konnte erst wieder entspannen, als es vorbei war. Ich akzeptiere Glauben, ich akzeptiere Kirche, ich akzeptiere quakende Frösche im Dorfteich und auch Glockengeläut. Aber könnte man nicht auf die armen Storchenfamilie Rücksicht nehmen, die auf dem Kirchdach nistet? Sind Störche eigentlich taub?
Aber nach diesem Morgenschreck, begann der Tag wunderbar. Es war die Luft, die nahezu schmeckte. Durch das Gewitter in der Nacht frisch gereinigt schmiegte sie sich über den Hof, durch die offenen Fenster ,lag über der ersten Kaffeetasse und versprach einen Supertag. Und ab ging’s auf die Autobahn über Basel, in Richtung Bern nach Langenthal. Dort runter auf die Landstraße und es lief gut und flüssig. Richtig gut wurde es nach der Abzweigung Richtung Flüeli. Bislang hatte ich die ersten 2.000 km mit der neuen Maschine ja mehr oder weniger ohne kurventechnische Herausforderung hinter mir, Dafür kam’s hier gleich knüppeldick. Im Nachhinein betrachtet finde ich drei Lösungsansätze, entweder ich bin träge geworden, oder die neue und ich waren eben doch noch nicht so gut aufeinander abgestimmt oder die Aufeinderfolge der Kurven war tatsächlich zu eng. Jedenfalls hatte ich Probleme mit dem Schwingen und, das ist die gute Nachricht, konnte die Erfahrung machen, dass sie Fahrfehler verzeiht. Deshalb nach diesem Stück rumgedreht, zurück gefahren und ein zweites Mal probiert, ob wir zusammenpassen. Und jetzt war’s gut. Kurve auf Kurve, Po hoch und zur anderen Seite hängen, abtauchen in die Kurve und am Scheitelpunkt wieder Gas geben und rausziehen – geht doch. Am Ende dieser engen Straßenführung öffnet sich der Blick nach links zu schroffen Felsformationen die hoch wie Zinnen über dem nach wie vor ansteigenden Tal stehen.
Weiter Richtung Grimsel Pass. Manchmal ein wenig nervig, denn irgendwie scheinen die Autofahrer ihre Geschwindigkeit in Beziehung zur Außentemperatur zu stellen. Denn damit man die Hitze richtig genießen kann, ist langsam Fahren auf der Landstraße angesagt, was zwar zum Überholen durchaus motiviert, aber Überholverbote und LKW Verkehr es eben nicht immer zulassen. Aber die Anfahrt zum Grimsel lief echt gut. Nicht dramatisch, läuft leicht und bietet viel Landschaft. Nach der Passhöhe fahre ich weiter auf der Furkastraße. Sollte man ja nicht schreiben, in so einem Blog, aber das ist ein Stück Straße, wo man es echt krachen lassen kann (wollte schreiben könnte, denn wir alle machen sowas ja nicht). Im Tal angekommen rechts abbiegen Richtung Brieg. Ein wunderschönes Hochtal in welchen bei hohen Temperaturen ein starker Wind ging. Dieses Wogen der Felder, dieses flache weite Tal, eingesäumt von bewaldeten Bergen strahlt eine ungeheure Ruhe und einen tiefen Frieden aus.  Kurzes Päuschen in Brieg, mit Kaffee und Sandwich und dann rauf zum Simplon. Streckenweise kann man da schon von einer Paßautobahn sprechen. Enger und verwinkelter geht’s da auf der Abfahrt Richtung Domodossola zu, begleitet von teilweise dramatisch abnehmender Straßenqualität.  Das letzte Stück dann eher langweilig, aber es muss halt. Am Lago die Orta, in einem Straßencafe am Rande des Sees, genieße ich den Abend, fülle die unterwegs verlorene Flüssigkeit nach und lasse den Blick über den See schweifen wobei ich den warmen Wind, der über den See streicht im Gesicht spüre. Ein Genusstag .
Fantastischer Morgen in Omegna . Es ist ein unglaublich grandioses Blau des Himmels, welches sich über den See und die links und rechts davon aufragenden Bergketten spannt. Eine hellblasse Mondsichel liegt über dem Berg und ich starte in Richtung Arolo über eine Minimal- Straße, die sich kurvenreich durch kleine Ortschaften schlängelt und sich die rechtsliegenden Berge emporwindet. Die Luft ist nach wie vor unglaublich klar und der See liegt links unten im Tal.Die Straße führt durch den Wald, was kühlen Schatten verspricht und die Flecken der durch das Blätterdach durchdringenden Sonnenstrahlen malen interessante und vielfältige Muster auf die Straße. Wunderschön anzusehen, aber der Nachteil dabei ist, dass man die Qualität der Straße überhaupt nicht mehr sieht, wobei Qualität eigentlich ein Wort ist, dass man zumindest für einen Teil der Strecke gar nicht verwenden sollte. Tellergroße Schlaglöcher mitten in der Kurve lassen etwas Vorsicht walten.  Das ändert sich nach Volatgio. Die Straße wird breiter und von super Qualität. Schneller und schneller geht’s bergab nach Borgosesia wo es Zeit für einen ersten Espresso wird. Ich liebe es einfach, das Leben in den Straßencafes italienischer Kleinstädte, unter schattenspendenden Bäumen an der Straße zu sitzen und die Musik der Sprache zu hören.
Über leere Landstraßen, in sengender Sonne und ein kurzes Stück auf der A 26 tauche ich in die vor Genua liegenden Berge Liguriens ein. Schmale und kurvenreiche Straßen führen durch schöne Landschaften, aber keine Gelegenheit zum leichten Schwingen sondern eher ein Auf- und Absenken der Maschine. So gelange ich quasi durch die Hintertür und eine triste Vorstadt nach Genua zum Fähranleger. Direkt beim Parkplatz ein kitzekleines Cafe, deren Bedienung den Ankommenden den Durst aus langer Erfahrung heraus ansieht und für Abhilfe sorgt. Ein „Arbeitstag“, an dessen Ende ich die Freunde aus Süddeutschland auf der Fähre nach Sardinien treffe.
Nach Porto Torres „versperrte“ uns erstmal eine Schildkröte, straßenquerend den Weg, So schön die Tiere sind, aber wenn Motorradreifen und Schildkröte aufeinander treffen verreißt es die ganze Maschine, was oftmals mit Sturz endet. Kurzes Anhalten und die Schildkröte wird rein fürsorglich „über die Straße“ gebracht. Entlang der Küste fahren wir nach Castelsardo, nett aber austauschbar, Nicht jedoch der „Sardische Elefant, ein verwitterter Fels aus Traycht, einem Vulkangestein, der tatsächlich wie ein Elefant aussieht. Dann aber rein in die sardische Bergwelt, und das ohne Sarden, die alle bei der Gluthitze am Sonntagnachmittag zu Hause sitzen, d.h. leere Straßen und es brummt über Casa Ena Longa Richtung Tula, Erula, Monteferenu, rechts lassen wir Tempio Pausanaia liegen und fahren plötzlich in eine Wolke schweren süßen Duftes. Nach einer Biegung leuchtet links von uns eine gelbe Wand. Stechginster von unendlicher honiggelber Pracht strahlt dieses nahezu verführerischen sinnlich süße Aroma aus. Wenn ich Biene wäre, bliebe ich, so aber schwingen wir weiter auf der  Küstenstraße bis Santa Teresa Gallura und weiter über  Arzachena zum Golfo Aranci.
Dieser Himmel, alles umspannend, rein, ohne auch nur einen Wolkenstreifen und in sprichwörtlichem himmelblau. Frühstück auf der Hotelterrasse und bereits um 10.00 Uhr haben wir heiße, aber trockene Luft, nicht dick und schwül, sondern eher klar. Hoch über die SS 389 nach Ala dei Sardi und weiter nach Bitti und auf dieser Strecke erleben wir den Traum jedes Pedfahrers, und zwar sowohl die Anfahrt, als auch die Abfahrt.
Die alten Nuragen (Ureinwohner) waren sehr weitblickend, Ihre Dörfer haben sie auf den Bergen angelegt, was bedeutet, wenn man von einem Ort zum anderen fährt, erst einmal Serpentinen runter, dann durchs Tal und dann wieder Serpentinen rauf. Haben die geahnt, dass wir kommen? Diese Weitsicht in unserer Politik wäre schon traumhaft. Aber da langt‘s halt höchsten von einem Wahlkampfversprechen zum nächsten (habe heute am Pool die Versprechen der beiden großen Parteien zur Familienpolitik für die Zeit nach der Bundestagswahl 2017 gelesen und frage mich nur, warum haben sie das in den 4 Jahren, wo sie an der Macht sind, nicht einfach umgesetzt?). Korkeichenwälder begleiten uns und wir überholen Lastwagen, voll beladen mit der Baumrinde. In den Tälern steht oft die Hitze, dann kommen so 40 Grad von den Zylindern hoch und man hat den Eindruck allen Saunen der Welt haben sich auf dem Asphalt vereinigt. Schwer zu toppen dachte ich, aber dann kam die Straße von Orgosolo nach Oliena, parallel zu den Bergen und anschließend die SS 125 von Dorgali über den Silana Pass in Richtung Braunei. Ein purer Genuß, super Straße eingebettet an den linken Talrand mit fantastischem Ausblick, aber Achtung, nicht zu lange schauen oder langsam fahren. Nur eignet sich die Route nicht zum langsam fahren.
Am nächsten Morgen starteten wir quietschfidel in den nächsten Tag, nicht ahnend, dass fahrerische Herausforderungen der nicht ganz so schönen Art auf uns warteten. Zunächst bequem und gut mit Kehren zum absoluten Aufwachen ging es nach Talana. Von dort aus weiter nach Villagrande Strisali und es schien alles gut. Kleine Straße, mit akzeptablem Kurvenaufbau, hier und da ein Steinbrocken. Dann mehr Steinbrocken, dann ein Steinquader so ca. 2 auf 2 m und dann Schotter. Aber auch der Schotter währte nicht lange, dann nur noch Stein, links abgerissene Leitplanken, die weit über den steil abfallenden Straßenrand hinausragten, vor uns ein Gemisch aus aufgehackter Teerstraße, Reste eines offensichtlich heftigen Bergabrutsches, durchsetzt mit Wasser und Schlaglöchern, in welchen Katzen verschwunden wären. Wir haben ja keine GS, sondern Tourer, aber auch einen so spinnigen Dickschädel, dass wir nicht zurück, sondern vorwärts wollten. An einer Stelle dann erst ein vermeintliches Aus. Zwischen Bergflanke und Abgrund lagen kopfgroße Steine dicht an dicht, dazwischen rauschte Wasser und mittendrin ein weißer Betonstreifen, ca. 2 m breit bis auf den Gipfel der aufgetürmten Steine. Was sich dahinter verbarg, wussten nur die Götter und mein Freund Steff ahnte es wohl. Denn nachdem unsere „Mutter der Kompanie“  ihren Soziasitz verlassen hatte, fuhr er munter hinauf und, ohne die geringste Ahnung zu haben, was sich hinter der Spitze verbarg, auf der anderen Seite wieder hinunter. Ein bodenloser Leichtsinn, aber als wir keinen Lärm von auf Stein aufschlagendem Metall hörten, fuhren wir hinterher und warteten auf der anderen Seite auf Rosa, die das Hindernis laufend (geistig einfach überlegen) überquerte. Das hatten wir geschafft und auf der anderen Seite gab es auch wieder Leben. Eine Rinderherde tummelte sich auf der Straße und zwei der männlichen Herdenmitglieder wollten sich an und mit den Kuhschönheiten vergnügen. Wie aber oftmals das Leben so spielt, die wollten nicht und so gab es ein munteres Hin und Her, wobei ich den Eindruck hatte, diese Bullen werden immer stärker Testoseron gesteuert, was bei verschiedenen männlichen Wesen ja nicht unbedingt zur pragmatischen Handlungsweisen führt. Also, geht der nun aus dem Weg oder gibt er mir mit seinen rund 700kg einen Schubs, weil ich ihm in seiner Liebesbezeugung gerade mal im Weg bin. Sie stuften uns offensichtlich dann doch als „Nicht Konkurrenten“ (welche Ehre) ein und ließen uns passieren und bei der Ankunft in Villagrande war unser Bedarf an unbefestigten Straßen und Rindviechern (egal wieviel Beine) eigentlich gedeckt. Dann auf die SS 389 und auf Höhe des „Lage Bau Muggeris“ abbiegen und sanft schwingend am See entlang in Richtung des Passes S’Arcu’e su Pisastu. Ein toller Anblick  denn einer der beeindruckendsten Steinformationen Sardiniens bietet sich während der Fahrt. „Perda’e Liana“. Ein Anblick ähnlich dem Monument Valley, für all diejenigen, die während der Regierungszeit des Herrn Trump nicht in die USA reisen (ich gehöre auch dazu). Weiter über Seui, den Pass Genna su Ludu auf der SP 13 Richtung Perdasdefogu. Tolle Straße, toller Grip, mitten im Nirgendwo eine rasend nette Wirtin, die uns frische Panini macht und weiter geht’s über Escalaplano nach Ballao. Bis hierher ein perfekter, heißer und kurvenreicher Tag. Dann wird eher ein kleines bißchen langweilig und wir enden, Cagliari links liegend lassend in  Santa Margharita di Pula. Erstaunlich und für mich neu, die vielen hundert Flamingos, die sich in den Seichtgewässern rund um Cagliari und südlich tummeln.
Und wieder beginnt ein sonnendurchfluteter Tag mit wolkenlosem Himmel und wir machen uns auf über Chia die SP 71 entlang der Küste zu fahren. Dieses Türkis des Meeres zur Linken, die herrliche Aussicht über die Küstenlinie  und die im Wind fantastisch gleitenden Möwen nehmen den Blick gefangen, aber Achtung, die Straße besteht jedoch fast nur aus Kurven, ist aber gut ausgebaut und lädt eher zum Schwingen, denn zum Gucken ein.  Wenn der Morgen im Leben eines Pedfahrers so beginnt, geht das Herz weit auf. Im Anschluss ein kurze Verschnaufpause auf der SS 126 bis Fontamare. Von dort aus führt eine der faszinierenden Panoramastraßen Sardiniens in Richtung Norden. Die Fahrt geht immer entlang der Küste, wobei sich die Straße in zahlreichen Kurven nach oben windet und dann an den Berghängen entlang schlängelt. Wenig Verkehr und wir lassen es zügig, jetzt vom Meer weg, laufen bis Buggeru. In dieser ehemaligen Bergarbeiter Gegend sieht man immer wieder verlassene Gebäude, aber längst haben Touristen die alten Ortschaften entdeckt. Dann aber von der SS 126 links runter und noch einen Abstecher zum Golf von Onstano. Und wieder dieses Rätsel: Wer baut so tolle Motorradstraßen? Kürvchen an Kurve geht es über den Berg wieder runter zum Meer bis Sant‘ Antonio Di Santandi, wo das Meer uns wieder mit leuchtendem Türkis entgegenlacht. Kurzer Kaffee und dann weiter auf der SP 65 auf die SS 442 in Richtung Aritzo. Schön zu fahren bis Laconi aber von dort aus nicht nur schön, sondern toll, großartig, fantastisch. Durch Argrarlandschaft und beginnende Wälder führt eine gut ausgebaute Straße bergan. Links sehen wir zwei ziemlich große Waldbrände, also Gas geben und nichts wie weg. Und schon wieder ergreift uns das Gefühl des nie enden wollenden Schwingens. Hoch nach Aritzo, das umgeben ist von Kastanienwäldern und mit einem wunderbaren Blick über die bewaldeten Berge belohnt. Das Ende eines fantastischen Tages.
Die Tour ist für mich dadurch geprägt, dass ich immer denke: „Es kann nicht schöner kommen und es kam schöner!“ Ein absolutes Highlight ist die Strecke von Aritzo nach Desulo. Schon die Abfahrt von Aritzo auf der SS295 ist großartig, aber nach der Abzweigung rechts auf die SP 7 wird’s gigantisch. Hoch Richtung Desulo, ist das stärkste Stück aber auch weiter nach Fonni, dem höchstgelegenen Ort Sardiniens macht Spaß. Die Strecke nach Ghilarza, kann man so oder so fahren. Wir entschieden uns bewusst für so, d.h. nicht über die SS338 sondern wir biegen rechts ab auf die SP31 und SP 15, überqueren den See und kämpfen uns durch die Stadt Ghilarza. In einem Bogen geht’s weiter über Macomer zum Pass Buccaido und von dort aus nach Pozzomaggiore. Kurzes Päuschen, denn auf uns wartet noch ein absolutes Sahnestückchen, nämlich die Abfahrt  über Mara und die SS 292 Richtung Alghero. An einem kleinen See vorbei (Lago di Tempo), wird die Straße schneller und schneller. Ein Kurventraum mit weiten und engen Kehren, in den frühen Abend von Alghero hinein.
Unser letzter Tag begann zunächst beeindruckend. Ein kurzer Ritt vor zur Spitze nach Porto Conte lieferte eine traumhafte Aussicht auf die Bucht und die Felsnase. Aber, wie so oft, wir konnten wieder nicht genug bekommen und so fuhren wir einen kleinen Stich, hinauf zu einem Aussichtspunkt. Oben angekommen stellte ich meine Maschine in einem Geröllstreifen leicht hügelan, erster Gang rein, Seitenständer raus und der Vorderreifen ruhte auf einem kleinen Stein. Alles gut. Nach bilderbuchartigem Aussichtsgenuss wieder zurück zur Maschine. Aufsitzen, gerade stellen und Seitenständer einklappen. Kupplung ziehen und mit nach links eingeschlagenem Lenker leicht rückwärts den Berg hinabrollen lassen. Und da war’s passiert! Der kleine Stein unterm Vorderrad spritze nach links weg, das Vorderrad und der gesamt vordere Maschinenteil legte sich nach rechts und ich war nicht in der Lage diese 300 kg (sie war ja beladen) in der Senkrechten zu halten. Langsam, aber unaufhörlich legte sie sich auf den Zylinder.  Sie war viel schneller wieder aufgerichtet als ich.
Zurück nach Alghero und ich dachte, dass der Tag für mich bereits gelaufen ist, Stimmung mies, Selbstvorwürfe, ach und überhaupt. Gott sei Dank schlugen wir den Weg nach Bosa ein. Immer am schimmernden Meer entlang schlängelt sich die gut ausgebaute Straße am Berg entlang. Unglaubliche und atemberaubende schöne Eindrücke und ein weiter Blick in die zerklüftete Küstenlinie. Rechts von uns das Meer, dessen Wasser in ständig wechselnden von Türkis über Petrol zu tiefem Blau zu uns herauflacht. Die Erinnerung an die Schramme im Zylinder war wie weggeblasen von den Eindrücken entlang diese Straße, die sicher zu den Schönsten auf ganz Sardinien gerechnet werden kann. Bosa selbst, lieblich, am  Temo gelegen und von großem Charme. Ein Käffchen am Flussufer und weiter geht’s, um noch eine Schleifen durch die Berge zu drehen, bevor wir am Abend in Port Torres wieder die Fähre entern. Während des Abendessens hat das lange Rätselraten um die Sardinischen Straßen, die  zwar Kurve an Kurve bauen, aber eher selten sehr enge Kehren, die Schwingen pur erlauben und das in der Regel auf guten Straßen, dann endlich ein Ende. Sardiniens Straßenplaner und Straßenbauer müssen Motorradfahrer sein.
Das Ende der Tour ist dann nicht ganz so schön und heiter. Genua – Hamburg am Stück, aber geht auch.
Am Schluss noch eine Bemerkung für die Fährreederei „tirrenia“. Menschen, die ein Ticket für eine Fährüberfahrt erwerben und eine Kabine dazu buchen und ins Bordrestaurant gehen, um ein gutes Essen zu genießen, nennt man „Kunden“. Eventuell wäre es zielführend, wenn diese Reederei ihren Mitarbeitern nahebringt, dass am Ende des Tages die Kunden die Gehälter bezahlen und nicht die Reederei. Also, selten so einen unmotivierten, lustlosen und zum Teil herablassenden „Haufen“ erlebt. Wie wohltuend die Skandinavischen Fähren zu kennen.