Der Corona-Troll hat ebenso erfolgreich verhindert, dass wir unsere geplante Schwarzmeer-Umrundung im Jahr 2021 fahren, wie die völlig inakzeptable Wahlfälschung und der darauf folgende noch schlimmere Umgang mit und die Unterdrückung der Bevölkerung in Belarus. Somit hatte ich wieder was zu tun, um eine neue Planung für eine alternative Route auf die Beine zu stellen. Gesagt getan.

Stuttgart (Hamburg) / Österreich / Italien / Albanien (Fähre) / Nordgriechenland / Bulgarien / Nordmazedonien / Kosovo / Montenegro / Bosnien-Herzegowina / Kroatien / Österreich / Stuttgart

Steff und Rosa brechen von Stuttgart aus auf, ich komme aus Hamburg, wo ich vor dem Start die Maschine bei BMW Stüdemann habe durchchecken lassen und neue Schuhe hat sie auch bekommen. Über die Stüdemann Truppe bin ich echt froh, denn sie ist kompetent und nett und genießt mein volles und uneingeschränktes Vertrauen. Ich musste allerdings erst nach München und so treffen wir uns am Grenzübergang nach Österreich bei Bregenz. Es folgt ein kurzes Stück auf der Vignettenfreien Strecke bis um Übergang in die Schweiz.
In Thusis runter vom Highway und auf die B13, die richtig Spaß macht bis Splügen und dann eben rauf auf den Pass. Das lange Tal vor Beginn der Kehren nutzte eine Dreier-Gruppe, um mit irrsinnigem Getöse an uns vorbei zu düsen. Nur in den Kehren waren diese Lärm-Weltmeister halt auch nicht schneller. Gefühlt waren sie jedoch bestimmt die Kings und wir gönnen ihnen das.

Kurze Pause nach dem Pass und dann die echt schöne Straße nach Chiavenna hinunter und das Tal bis Lecco am Comer See entlang. Vorbei am Lago die Mezzola führt die SS36 mit etlichen Tunneln und mein Tipp ist es,

diese super ausgebaute Straße in Trivio Fuentes zu verlassen und auf die SP72 am Ufer entlang über Colico Piano und Bellano zu fahren. Den See immer zu Rechten und keine Tunnelwände. Kurz vor Lecco mündet die Straße ohnehin wieder auf die SS36. Jetzt genießen wir die Aussicht vom Hotel über den See und freuen uns aufs Abendessen.

Blick vom Hotel über den See (oben). Immer am See entlang (links).

Nach gutem Frühstück brechen wir auf und reden unseren Peds gut zu, damit sie sich an die langweilige Autostrada in Richtung Ancona gewöhnen. Kurz vor Rimini stellen wir fest, dass wir absolut genügend Zeit bis zur Einschiffung haben und runter geht’s vom Highway, um noch ein bisschen italienische Küstenstraße zu schnuppern. In Ancona großes Gedränge an den Schalter der Fährreedereien, jedoch nicht nach Durres. Wir können sofort einchecken und, anders als bei vielen Skandinavischen Fähren, auch sofort auf die Fähre fahren. Puh, göttliche Dusche nach dieser Hitzefahrt und erst mal mit einem Bierchen die Ausfahrt genießen.

Ankunft in Durres und ein klein wenig Chaos bei der Ausfahrt aus dem Hafengelände. Dann eine gewisse Ernüchterung. Diesen „Badeort“ muss man mögen oder auch nicht. Wir quälen uns über eine verstopfte Straße langsam vorwärts, links und rechts Hotelbauten und Geschäfte in interessantem Stil, viel Lärm. Die Straße verläuft parallel zum Strand und manchmal erhascht man auch einen Blick zwischen den zum Teil trostlos anmutenden Bauten in Richtung Meer. Ich denke, den Urlaub wollen wir hier nicht verbringen und machen uns zügig auf, um aus der Stadt zu kommen. Auch hier dünkt uns, dass die Peripherie vom Neureichtum der Innenstadt weit entfernt ist. Raus aufs Land und auf die Straße Richtung Berat.

Berat trägt den Beinamen „Stadt der tausend Fenster“, ist Museumstadt und UNESCO Weltkulturerbe und dementsprechender Touri Rummel. Unabhängig davon, richtig schön anzusehen und richtig schlecht zu essen. Das einzige Mal, dass wir uns auf der ganzen Reise von der aufgesetzten

Freundlichkeit des Kellners komplett überrumpeln lassen und wirklich Schrott dafür erhalten. Nur ein kleiner Wermutstropfen, der die Schönheit der Stadt nicht mindern soll. Am Monumentalbau des Hotels Colombo (völlig seelenloser Kasten) verlassen wir Berat in Richtung Corovade

Diese Straße lässt uns zum ersten Mal etwas von der Wildheit und Robustheit dieses Landes spüren. Eine traumhafte Folge von Kurven, Kehren, Bergauf, Bergab, nur Gerade findet man wenig. Am Lauf des Osumi entlang, super zu fahren, durchdringt uns Fahrspaß bis in die letzten Poren. Kurz vor Corovade weitet sich das Tal, wir queren den Fluss und nähern uns der Stadt sozusagen durch die Hintertür. Erst fahren wir noch ein Stückchen am Osumi entlang, sehen die Kinder der Stadt am Fluss spielen und baden, nehmen dann eine alte Eisenbrücke über den Fluss und folgen einer Schotterpiste, die uns hoch über dem Ort in die Stadt zurückführt. Schöne Aussicht ins wilde Flusstal, aber man hat wenig Zeit, denn die Piste erfordert Aufmerksamkeit. Dann beginnt die Suche nach dem Hotel und das Navi findet es, obwohl wir manchmal wirklich daran Zweifel hatten, so eng und steil wurden die innerstädtischen Gässchen. Sehr, sehr freundlicher Empfang, saubere große Zimmer und ein toller Blick ins Tal.

Ausgeruht aufgewacht und ein gutes Frühstück versprechen einen großartigen Tag, zumal wir heute in die Osumi Schlucht einfahren, von welcher wir schon viel gehört haben. Dieser Tag bot uns alles: Fantastische Eindrücke, gewaltige Natur, Selbstüberschätzung, Schmerz, auch ein wenig Frust und doch war er alles zusammen betrachtet gut. Wir starten auf einer für die nächsten 15km gut ausgebauten SH72 entlang der Schlucht. Unterwegs eine Abzweigung zur „Osumi Bridge“, die mit einem Schotterweg einlädt, wirklich tolle Ausblicke von der Brücke in die Schlucht zu haben.

Ein paar Meter steil bergab und man steht vor einer handfesten Stahlkonstruktion, welche die Schlucht überspannt. Sie macht den Eindruck, dass sie schon ziemlich lange den Widrigkeiten der Natur trotzt und trotzdem scheint der Rahmen stabil. Nicht so ganz der Holzboden, aber auch nicht furchterregend. Die Ausblicke sind es allemal wert. Tief unter uns rauscht der Fluss, in den steilen Wänden haben sich Vögel eingenistet und begleiten uns mit lautem Gekreische. Auf der anderen Seite der Brücke führt die Schotterstraße weiter und eine Gruppe polnischer junger Menschen kommt mit ihren Fahrzeugen da gerade herunter geholpert und lässt sich an der Brücke nieder.

Wir fahren weiter diese wunderbar Straße (SH72) entlang, bis zu einer Brücke, an welcher einige PKW’s stehen. Sie erläutern uns, dass die Straße nach weiteren 2km aufhört und in eine Schotterstraße mündet. Mit dieser haben wir gerechnet und so kommt die Mitteilung nicht überraschend. Wir also wieder rauf auf’s Ped und biegen nach besagten 2km in die Schotterstraße ein. Alles ziemlich harmlos, es geht an einem Fluss entlang, der Schotter wird immer gröber, aber es geht und es ist nach wie vor eine Piste erkennbar. Einige Passagen sind ein wenig steil, gehen erst rauf und dann wieder runter, alles in allem bewegen wir uns aber immer noch auf einer Ebene etwas höher als der Fluss. Unterwegs weichen wir so einem Riesendrum von Baustellenfahrzeug aus, welches Steine transportiert und dann führt die Piste bergauf. Wieder ziemlich steil und wir denken, dass es, wie bisher auch, nur ein kurzes Stück ist. Aber weit gefehlt, es geht dauerhaft wirklich steil bergauf und es sieht so aus, als ob die „Qualität“ der Piste in Relation zur gewinnenden Höhe weiter abnimmt. Die Kehren haben es insofern in sich, als dass der Belag zwischenzeitlich aus z.T. kindskopfgroßen Wackern und zwei ausgewaschenen und mit Sand angefüllten Rinnen besteht. An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Zum einen sind wir keine Enduro Fahrer, d.h. ja wir fahren Schotter und unbefestigte Straßen, sehen uns aber nach wie vor nicht in der Enduro Liga fahren. Zweitens fuhren wir schwere BMW GS Maschinen, voll beladen, Steff noch mit Sozia und unsere Bereifung war eben für die übrigen 7.500km gedacht und nicht für dieses Terrain. Drittens, und auch das gehört zur Wahrheit, haben wir uns überschätzt, zumal ich nach meiner Recherche zu diesem Wegstück glaubte, dass es machbar sei. Es gibt sicher geübte Fahrer, die mit ausreichend Gas den Pass hinaufgedüst wären, wir jedenfalls gehörten nicht dazu. Steff steckte nach zwei Kehren fest, ich nach einer. Sicher sagen jetzt viele, „du warst einfach zu langsam“ – mag sein. Vor dem Vorderrad türmten sich Steine, das Hinterrad wollte im Sand der Rinne nicht greifen. Wieder kam so ein Riesendrum, dessen Fahrer sofort hielt, vorne etwas Steine weg nahm und hinten geschoben hat und so konnte ich meine erste richtige Hürde nehmen. Das half jedoch nicht viel, da Steff auf der Geraden in ähnlichem Problem steckte und ich so hinter ihm zum Halten kam. Diese Ped’s sind schon verdammt schwer und auch nicht einfach zum Halten, wenn es nur einen Untergrund gibt, der aus losen Steinen besteht. Bei einem weiteren Versuch, die Kiste den Berg hinaufzubringen, wollte Steff’s Maschine sich lieber hinlegen als weiter zu fahren, was dazu führte, dass ich auch abstieg und wir das Teil wieder auf die Reifen stellten. Unter den Seitenständer schob Steff einen Stein. Rosa erkundete solange zu Fuß den weiteren Weg und wir begutachteten die Maschine, die offensichtlich nichts abbekommen hat, nur der Seitenkoffer hatte eine Delle. Als Steff den unter dem Seitenständer liegenden Stein noch etwas zurecht schieben wollte, jedoch auf der anderen Seite der BMW stand, zerbarst besagter Stein und das Teil fiel wieder auf die Seite, jedoch mit dem Fuß von Steff darunter. Jetzt war richtig gute Laune angesagt. Ein lauter Schmerzensschrei, ein im Dreck sitzender Kumpel, eine liegende GS und eine S……piste. Es half ja alles nichts, wir sollten diesen gastlichen Platz irgendwie auch wieder verlassen, schlussendlich wollten wir abends am Hotelpool in Sarande liegen. Steff hatte enorme Probleme, den Fuß zu bewegen, was beim Schaltfuß ziemlich öde ist. Unter anderem auch dem Schmerz geschuldet, beschlossen wir, diesen Punkt dem Berg zu geben und umzukehren. Ein klein wenig weiter bergauf fanden wir eine Stelle, die Umkehren erlaubte und so machten wir uns auf den Rückweg.

Zurück nach Berat, von da an weiter auf der SH74, welche kurz nach Berat sich auch dem Schotter hingibt, aber harmlos dafür überaus staubig. Den ganzen Dreck wäscht ein gnadenloses Gewitter wieder runter, was uns aber nicht aufhält und die nassen Textilien trocknen im Fahrtwind wieder zügig. Bei Memalija biegen wir auf die Hauptstraße ein und von da an lassen wir es wirklich schnell laufen. Zwischenzeitlich ist die Straße wieder trocken und uns lockt in Gijokastra ein Käffchen zu nehmen.

Eine Stadt mit beeindruckendem altem Kern, mitten auf dem Berg. Steile Sträßchen führen nach ob und Parkplätze sind selbst für Ped’s rar. Vor dem Eingang einer großen Bank ist ein abgesperrter Platz, aber der uniformierte Wächter winkt mich lachend herbei und lässt mich dort parken. Steff leidet bei Kaffee und Waffel, Rosa und ich drehen eine kleine Runde durch die muslimisch-touristisch geprägte Altstadt.

Wenige Kilometer hinter der Stadt biegen wir bei Jorgucat rechts ab auf die SH78, später SH99, die uns über den Pass zur Küste führt. Das ist ein richtig schönes Serpentinensträßchen, dass nach rund 30km auf der anderen Bergseite zunächst in einer Ebene landet, um anschließend nochmals

einen Bergrücken zu überwinden und hinab nach Sarande zu führen. Auch so ein Ort, den man nicht zwingend mögen muss. Eine Straße führt parallel zum Meer entlang. Da kann man flanieren, sich Souvenirläden, Restaurants und Hotels anschauen, nur das Meer sieht man nicht

da alles über und über zugebaut ist, und zwar auf beiden Seiten der Straße. Klar zieht sich der gesamte Verkehr hier durch und entsprechend ist die Luft. Nach dem Tag war uns ohnehin nicht zum Flanieren zumute, sondern Dusche und Essen und ein paar Bier. Das haben wir alles bekommen, möglicherweise sogar in umgekehrter Reihenfolge.
Wir genießen einen Ruhetag am Pool und mit kühlen Umschlägen, damit der Gangfuß wieder zügig voll einsetzbar ist.
Die Weiterfahrt auf der SH81 birgt Beeindruckendes in sich. Rechts das Meer, links ein Lagunenarm und dazwischen führt die Straße bis zur Spitze der Halbinsel, wo eine einfach, aber den örtlichen Belangen ausreichende kleine Holzfähre auf uns wartet. Davor jedoch liegt mit Butrint eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten im Mittelmeerraum und wer sich für alte Steine und Geschichte interessiert, ist hier komplett richtig.

Hinter der Anlagestelle auf der anderen Flussseite öffnet sich eine sagenhafte Ebene. Eine Landschaftsmischung aus Agrarland, Kanälen, verwilderten ehemaligen Sumpfflächen und einer Vielzahl diese bewohnenden Vogelscharen. Genussvolle Fahrt, die auf einer dieser neuen, toll gebauten und total leeren Straße zurück nach Jogucat führt. Wir drehen den Gashahn auf, überqueren den Pass ein zweites Mal und biegen in die Hauptstraße Richtung griechischer Grenze ein. Laut Internet ist Kakavia der einzige Grenzübergang zwischen Albanien und Griechenland, der infolge Corona momentan geöffnet ist und so erwarten wir heftigen Stau und Wartezeiten. weit gefehlt, nach 5 Minuten waren wir durch und starten bestgelaunt Richtung Ioannina. Durch die osmanisch geprägten Gässchen der Altstadt bahnen wir uns durch quirliges Leben den Weg bis zu einem Cafe an der Uferpromenade des Sees und genießen einen Kaffee, sozusagen als kleine Stärkung vor dem Katara Pass.

Am See von Ioannina

Dazu unbedingt die Straße nehmen, an welcher der See dauernd rechts liegt. So kommt man auf die alte Passstraße, welche frei und kurvig und toll zu befahren ist. Alle LKW’s, Womo’s und Wohnwagengespanne nutzen die neue Autobahn, die alte Passstraße gehörte uns. Zwischendurch versperrte uns eine Baustelle den Weg, die offensichtlich schon länger andauernde, denn das Navi wies sofort die Umleitung aus. Das war schon stark, wie uns Garmin quer über die Berge, auf kitzekleinen Sträßchen wieder zurück zur alten Passstraße führte. Wie da das Womo durchgekommen ist, welches wir kurz vor der Baustelle überholt haben, ist uns ein Rätsel. Aber, der Katara Pass mag mich einfach nicht. Trotz mehrmaligem Überqueren gelang es mir noch nicht, ihn im Sonnenschein zu queren. So auch dieses Mal, Nebel- und Regenwolken umhüllten den Pass, die Straße war nass und die Kuhscheiße wurde glitschig. Schade, um diese schöne Passstraße. Aber ich krieg ihn schon noch bei Sonnenschein! Dann folgte eine tolle und schnelle Strecke auf der alten Straße Richtung Kalambaka. Großartige Sache, die Straße war extrem leer und lies es richtig rund bis Kalambaka laufen. In der hereinbrechenden Dämmerung erkannten wir noch die dort auf den Felsen thronenden Meteoraklöster, bevor wir in den Hotelparkplatz einbogen.

Bevor ich den nächsten Abschnitt beschreibe, eine Vorbemerkung. Nordgriechenland hatte ich noch nie auf dem Radar, werde es aber auch nie wieder aus meinem Blick nehmen. Großartige Landschaften, bergig, bewaldet, super Straßen und eine ziemlich menschenleere Gegend. Völlig anders als das südliche, mediterrane Griechenland, schlichtweg nicht vergleichbar.

Der Morgen des 7. Tages der Albanien-Balkan-Tour begann mit tiefhängenden Wolken und Nieselregen. Traumwetter zum Start für eine Tour. Und so schade, denn die Straße, die wir von Kalambaka aus hoch nach Vlachava in Richtung  Meteoraklöstern ausgesucht hatten, war einfach stark, aber, eben wie gesagt, nass!

Oben angekommen, hatten wir eine gute Sicht auf die Wolken, die in den Bergtälern hingen und die Klöster versteckten sich prima dahinter. Wir machten mal ein paar Kilometer schnelle Strecke, um uns auf der A15 Grevena zu nähern und was danach kam war nahezu unbeschreibbar.

Zwischen Grevena und Konitsa (unbedingt die Straße über Smixi nehmen) liegen rund 100km, auf der ihr es schwer haben werdet, eine Gerade zu finden. Unglaublich windet sich die Straße erst hoch ins „Hellenic Ski Center“ dann wieder hinab ins nächste Tal, wieder hoch zum Vasilitsa Pass und wieder runter und so geht’s halt die ganze Strecke lang. Kaum jemand kam uns entgegen und die kleinen Dörfchen schmiegen sich an den Berg mit so engen Durchgangsstraßen, dass ich mich ernsthaft frage, wie sie da die Baumaschinen für die zwischendurch gut präparierten Bergstraßen durchgebracht haben. Ein Traum zum schwindelig fahren. In Konitsa abbiegen auf die Bundesstraße 20 und ein sehr schnelles Stück entlang dem Flussbett des Sarantaporos (der übrigens nach Albanien fließt und dort ins Meer mündet) hat dann auch wieder Spaß gemacht. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, aber heute konnten wir am Abend den ganzen Tag loben. Nach der Schnellstraße wartete nämlich noch eine Sahnestückchen auf uns. Kurz vor Arrenes verlassen wir die Bundesstraße links und fahren über den Passo Kotili und die Berge rund 50km nach Kastoria. Super Straße, Kurve an Kurve, kein Verkehr, Adrenalin pur. Ankunft am Hotel und erst mal eine Happy Landing Beer.
Der nächste Tag beginnt mit einem wilden Tanz. Wir wollen zum Prespa See, der in dem interessanten Dreiländereck Griechenland/Albanien/Nordmazedonien liegt. In diese Richtung führ die Bundesstraße 15, gut ausgebaut und schnell. Diese Straße kann man direkt von Kastoria aus nehmen, oder aber, und das haben wir gemacht, man nimmt einen Zubringer über Aposkepos. Da wirbelt’s euch das Frühstück durch den Magen. Kehre an Kehre windet sich die Straße bergauf, bis sie durch ein größeres Waldstück führt und dann auf die besagte 15 mündet. In Aposkepos befindet sich übrigens das Biker Hotel von Christina www.HotelVssinokipos.gr , welches leider an dem Tag, als wir da waren, ausgebucht war.

Keines dieser Tiere ließ sich blicken

Die Ecke um den „Kleinen Prespasee“ ist sehenswert. Eine weite Ebene erstreckt sich auf der griechischen Seite entlang dieses „Kleinen“ Sees bis zu einem Landwall, der zwischen „Kleinem“ und „Großem Prespasee“ liegt. Weizen, Gemüse und Obst werden angebaut. Nach der Durchfahrt zwischen den Seen biegt rechts eine Straße ab, die in wilden Kurven über den Berg und auf der anderen Seite hinunter zu einem kitzekleinen Ort namens Psarades führt, wo die Straße dann auch aufhört. Vom kleinen Hafencafe kann man sozusagen lässig links nach Albanien spucken und nördlich, in den See hinein, nach Nordmazedonien. Wir belassen es bei einem Kaffee.

Zurück nach Kastoria und von dort aus dann weiter Richtung Thessaloniki, aber auch hier Achtung. Den See in Richtung Süden auf der 15 verlassen, aber am Ende des See links abbiegen (die Straße hat keine Nummer) in Richtung Aria Paraskevi. Dann schraubt ihr euch Kurve um Kurve, Kehre um Kehre hoch bis nach Aetos. Das ist eine der absoluten tollen Strecken, die lange in Erinnerung bleiben. Gute Straße, null Verkehr. Dann rechts halten und an einem nahezu verlandeten See vorbei, in Richtung Ptolemaida. Wir stecken sozusagen im Braunkohletageabbau von Griechenland. Die Straße ist an einem Dorfende zerstört, schroffe Absackungen und Verwerfungen machen ein Weiterfahren unmöglich. Google Maps zu Rate ziehen und wir finden eine kleine Straße, die uns in eine Pfirsichplanatage führt, jedoch auch da ist an einem Wasser Schluss. Zurück ins Dorf. Freundliche Menschen helfen uns mit Händen und Füßen und erklären, dass wir an der Kirche (wurde mit der Geste betender Hände erklärt) rechts hoch müssen und dann immer geradeaus nach Ptolemaida. Da wurden wohl die großen Maschinen eingesetzt, um eine Schotterstraße zu ebnen, aber es ging prima und kurz vor Ptolemeida landen wir mitten im Abbaugebiet und eine Schranke versperrt uns den Weg. Ein winkender Wachmann öffnet sie und es sieht genauso erschreckend aus, wie im Rheinischen Revier, die gigantischen Maschinen stehen still und werden dem Rostfraß überlassen. Nichts wie weg, weiter, an Thessaloniki vorbei und auf die Straße Nr. 2, die als kaum befahrene frühere Hauptstraße südlich des Volvi Sees Richtung Kavala führt.
Hinterreifen lässt Luft nach. Also Tanke mit Luftservice suchen und nachfüllen. Das ist bei einer GS mit Speichenräder je nach Einfüllstutzen zum Teil umständlich. Dank der flexiblen Ventilverlängerung von BMW Stüdemann funktioniert’s deutlich einfacher. In Kavala nehmen wir zunächst dem Highway bis Xanthi und folgen dort den überaus deutlichen Ausschilderungen „Bulgarien“. Wir haben uns eine kleine Strecke ausgesucht, die rund 50km durch die Berge sehr kurvenreich, jedoch direkt nach Slatograd führt. Die Straße hält, was die Kartenführung verspricht. Durch ein enges Flusstal führt die Strecke bergauf, durch ein deutlich muslimisch geprägtes Dorf kommen wir an eine Shell Tankstelle, wo uns der Tankwart in ausgezeichnetem Deutsch begrüßt. Ja, die Straße sei für Motorräder sehr schön, jedoch der Grenzübergang wegen Covid geschlossen. Es hätte bereits viele Aufforderungen an die griechische Verwaltung gegeben, unten in Xanthi entsprechende Hinweise anzubringen, jedoch vergeblich.

So kehrten wir nach nahezu 30km wieder um, genossen zwar die Kurven ein zweites Mal, mussten aber doch den Kopf schütteln. Zurück auf den Highway, weitere 50 km bis nach Komotini und dann konnten wir eine absolut Super-Rampe hoch zum Grenzübergang nach Bulgarien fahren. Diese Rampe war sehr schnell und

man hätte sich den Frust über 100km Umweg herausfahren können, was wir aber natürlich nicht taten (habe ja schon von einem Schlaumeier einen Verweis bekommen, weil auf einem Foto zu sehen ist, wie wir den Mittelstrich auf einer Straße überqueren).

Irgendwann bogen wir von den bulgarischen Hautstraße ab, um über die Berge nach Slatograd zu kommen. Landschaftlich erste Sahne, Straßenqualität dafür auf diesem Abschnitt unterirdisch. Aber wir haben’s gemeistert und kamen gut, wenngleich mit eineinhalb Stunden Verspätung im Hotel an. Die Altstadt von Slatograd wird geprägt von alten rhodopischen (Rhodopen heißt der Grenzgebirgszug zwischen Griechenland und Bulgarien) Häusern mit kurzen Dächern, einheitlichen Dachziegeln und Brunnen in den Vorgarten.

Die Streckenführung am nächsten Tag habe ich einer englischen Internetadresse entnommen, die starke Motorradstrecken in Europa listet und beschreibt.  Unter anderem eben auch die „10 besten Strecken in Bulgarien“. Zunächst sind wir etwas enttäuscht. Wir fahren die 862 über Startsevo und Nedelino durch bulgarisches Waldland. Nicht, dass die Strecke schlecht wäre, nein, wirklich nicht, aber sie ist als „spektakulär“ beschrieben und das finden wir nun wahrlich nicht. Sie ist nett zu fahren, jedoch gibt es nicht viel zu berichten.

Und wieder das „Luftproblem“ und es ist nicht einfach an bulgarischen Tankstellen „Luftservice“ zu finden. Flexiblen Ventilschlau wollte sie jedenfalls nicht und cash hat sie auch strikt abgelehnt. Eine wirklich nette Hilfe.

In der Gegend um Manastir landen wir an einem Parkplatz, wo viele Bulgaren hinfahren, um eine Kapelle auf einem Berg zu besuchen. Ein junges Mädchen erklärt uns in gutem Englisch, dass rund 600 Stufen hinaufführen. Dies lässt uns glauben, dass dies die richtige Herausforderung und Aufgabe für Menschen ist, die Buße tun wollen (müssen?). Aber da wir nichts zu büßen haben, nehmen wir Abstand. Später in Laki treffen wir auf einen jungen Kellner, der in einem sogenannten Restaurant ebenfalls gut Englisch spricht. Was uns sehr angenehm überraschte, ist, dass offensichtlich junge Bulgaren überwiegend in den Schulen Englisch lernen. Vielleicht schaffen wir es ja tatsächlich irgendwann mal zu einem Europa zusammen zu wachsen und die Nationalen in den Ecken zu lassen, wo sie hingehören.

Die Strecke ändert sich übrigens nach Laki dramatisch, dann wird sie tatsächlich spektakulär. Zunächst an einer Bergflanke geführt, folgt die Straße einem langen Tal. Kehre um Kehre windet sie sich abwärts und folgt dann dem Flüsschen. An den Straßenrändern haben sich an einigen Stellen Lokale aneinandergereiht, was darauf schließen lässt, dass es sich um eine Ausflugsgebiet handelt. Von Asenovgrad führt eine schnurgerade 4-spurige Straße nach Plovid, wo wir uns in einem Familien-Spa-Hotel eingemietet haben. Zwei Beobachtungen will ich noch mitteilen. 1. Sowohl in Albanien, als auch in Bulgarien scheint es ein Verbot des Maskentragens zu geben. Insbesondere in geschlossenen Räumen sowie im Hotel, in Innen-Pool und Spa Zugangsbreichen sowie in Restaurants haben wir keine gesehen. 2. Dafür scheint jedoch ein Gebot zu existieren, beim Autofahren muss man zwingend mit dem Handy telefonieren.
Steff’s Hinterrad verliert nach wie vor etwas Luft. Die Ursache konnten wir rotz ausgiebigem Spucke-Einsatz noch nicht finden.

Nun sind die ersten 4.300km runter und damit ca., 60% der Tour. Außerdem haben wir das ärgerliche Teil gefunden, welches die Luft aus dem Reifen entweichen lässt. Es ist ein dünner Stahlstift, kaum zu sehen, jedoch mit Wirkung. In Velingrad suchen wir einen „Obsluzhvane na gumi“, was uns Dank einiger freundlichen Polizisten auch gelingt. Das „Pirelli-Schild“ verrät, dass wir an dieser halben Garage wohl richtig sind.  Er mache nur Autoreifen erklärt er uns, will jedoch helfen, nachdem wir das Problem geschildert haben. Und das macht er absolut professionell. Während andere bulgarische Kunden uns darüber aufklären, dass es eine totale Katastrophe ist, dass Schalke in die 2. Liga

abgestiegen ist (kann man so oder so sehen),machte er sich ans Werk. Aufbohren, Stift raus, Vulkanisiergummi rein, aufpumpen, fertig. Es war allerdings „sauteuer“. Stolze 3 Leva (rund 1.50 €) hat er uns dafür abgenommen und wir waren das Problem für tausende von Kilometern los.

Aber den Tag der Reihe nach. Von Plovdiv aus steuern wir eine der besten Strecken an, die wir bislang gefahren sind. Nach der Ausfahrt aus Plovdiv halten wir uns links auf die 375, um nach Stambollijski nochmals links Richtung Kricim zu fahren. Allererste Sahne. Neue Straße mit Superbelag, die sich am Tal entlang aufwärts zum ersten Stausee schlängelt. Und danach weiter, immer dem gestauten Fluss folgend, Kurve um Kurve, Kilometer um Kilometer. Links und rechts ragen die Berge empor und es fährt sich großartig. Wir erreichen die weiteren Staustufen, die auf unterschiedlichste Art genutzt werden. Es liegen Hausboote im Wasser, es gibt Tourismus und Fischfarmen und dennoch ohne Touristenfülle, eher einsam. In Dospat wenden wir uns wieder nach Norden, durqueren ein richtig schönes Waldgebiet und gelangen auf eine Hochebene mit etlichen Seen und „Achtung Wildschwein“ Schildern. An einem der Seen machen wir Pause.

Die kleine Hütte ist geheizt, ein Holzofen bollert vor sich hin und es ist angenehm warm. Nicht vergessen darf man, dass wir tagsüber in der Sonne 28 bis 30 Grad Wärme haben, aber nachts die Temperatur auf bis zu 7 Grad abfällt.  3 Buletten hatte sie noch im Kühlschrank und geröstetes Brot. Eine karge, jedoch herrliche Mahlzeit. Zwischen Batak und Peshtera nochmals ein tolles Kurvensträßchen, dann eher langweilig bis kurz vor Pazardzhik. Weiter Landstraße Richtung Velingrad und der krönende Abschluss der Tagestour ist der Anstieg nach Velingrad auf der 84. Überholt man einen Langholz-Truck und es kommt da gerade ein Zug entgegen, denkt man auch kurz „upps“. Gute Straße mit weiten Kurven, schnell und ordentlicher Belag. In Velingrad gönnen wir uns nochmals einen Ruhetag, bevor dann ein genereller Wechsel in Richtung Heimat beginnt (na ja, ein paar tausend Kilometer haben wir ja noch).

Der 13. Fahrtag ist selbstverständlich ein Glückstag. Und in der Tat, nachdem wir schon glaubten, die wirklich besten Strecken gefahren zu sein, konnten wir heute eine weitere in diese Kategorie aufnehmen. Die 84 führt von Velingrad weiter in Richtung Razlog. Eigentlich hatten wir den Eindruck, diese Straße ist nur für uns gebaut. Null Verkehr und deutlich schneller als gestern der Aufstieg zur Staustufe. Die Kurven sind weit geschwungen und schnell, der Belag super, die Landschaft toll. Nur darf man nicht allzu lange den Blick von der Straße nehmen, den Geraden sind eher Mangelware. Aber das wollen wir ja so! Kurz vor Razlog links ab in ein breites Flusstal und wir folgen der Route in Richtung Goce Delcev. Die Straße Nr. 19 führt immer am Fluss Mesta entlang und hat es in sich. Es ist einfach ein irrer Genuss hier durch die Kurven zu schwingen. Zwar ist auf der 19 deutlich mehr Verkehr als auf der 84, aber Überholen macht ja auch Spaß und die GS dürfen ruhig mal ihre PS auf die Straße bringen. In Goce Delcev ein Käffchen und Staunen über all die hergerichteten Mädels und Jungs und deren Eltern. In Bulgarien fängt heute die Schule an und man hat den Eindruck, manche können vor Stolz kaum laufen. Die Stärkung war durchaus sinnvoll, denn jetzt beginnt eine wilde Kurvenhatz auf der 198. Allein das Anschauen auf der Karte lässt einen schier schwindelig werden, das tatsächliche Fahren nicht minder. Parallel zur griechischen Grenze düsen wir nochmals in die Berge und auf der anderen Seite wieder hinunter nach Kulata, wo ein ausgedehntes Weinanbaugebiet beginnt.

Dann müssen wir eher mäßig spannend der Ebene folgen in Richtung Sofia. Ist eher langweilig, mit einem Adrenalin Stück unterwegs, und zwar wenn es auf der 1 nach Kresna durch die Struma Schlucht geht. LKW aller möglichen Länder, sowie Bulgarische Sprinter fahren und überholen, als gäbe es kein Morgen. Da hilft nur „Mitspielen“ und mit starken Nerven und gutem Auge selbst die Lücken finden.

Alles gut, am Ende, als Schwerlast und Sprinter auf die dann beginnende Autobahn Richtung Sofia drängeln,, eine gemütliche Rast am Straßenrand der Nebenstrecke und in Dupnitsa biegen wir rechts ab auf die 62, um später über eine kleine Straße, die parallel zur 82 läuft, nach Sofia einzufahren.

Das letzte Stück ist ja auch ganz nett, aber ein Abklatsch zu den Superstrecken des bisherigen Tages. In Sofia trifft mich fast der Schlag, als ich erkenne, dass das gebuchte Hotel unmittelbar an der 8-spurigen Tangente liegt, aber erstaunlicherweise empfängt uns nach dem Abbiegen und dem Einbiegen in eine gartenähnlich gestaltete Hotelanlage mit kleineren Hauseinheiten eine erstaunliche Ruhe. Etwas ermattet und doch sehr zufrieden gönnen wir uns ein erstes Bier.
10.000 km haben meine selbst entworfenen Kofferinnentaschen jetzt schon auf dem Buckel und ich freue mich jeden Tag an ihnen. Nach wir vor beste Raumausnutzung und praktisches Handling. Zum Fahrtag bleibt zu sagen, es gibt einfach solche Tage und andere Tage. Heute war ein anderer Tag. Die Ausfahrt aus dem Verkehrsmoloch Sofia war schon zum Mäuse melken. Danach führte uns der Versuch Autobahnen und Hauptstraßen zu meiden auf die 605, welche jedoch (sicher dankenswerterweise aus Sicht der Bevölkerung) gerade einen neuen Belag bekommt. Das heißt rund 50% der Strecke waren Baustelle. Die Dörfer sind schlicht, manches Lehmhaus ist dem Verfall preisgegeben. Rund 25km vor Kumanovo wurde es dann aber doch mal richtig gut. Serben und Kosovaren können nun mal nicht miteinander und so kann auch von Bulgarien in den Kosovo nicht die kürzeste Stecke über Serbien benutzt werden, sondern man muss eine Kurve über Nordmazedonien nehmen.  Aber ich hatte ja von Kumano aus ein Sträßchen nach Gijlan gewählt, welches Serbien lediglich tangiert und alle Routenplaner (Google, Kurviger, Basecamp und Siri) haben „zugestimmt“. Nur leider war die Straße dann doch gesperrt. Kleiner Umweg mit 80km über Skopje. Von Skopje führt eine Straße in Richtung Pristina, die wirklich auf der Negativskala ziemlich weit unten steht. LKW satt und Polizeiposten mit Kalaschnikow oder Langgewehr mit Zielfernrohr an jeder Ecke. Nun denn, wir sind durch und haben dann, was selten genug vorkommt, ein Stück Autobahn genossen. Von der Nordmazedonischen Grenze bis nach Pristina ist die Autobahn tatsächlich ein Genuss. Ins Tal hineingebaut, schnelle und weite Kurven und am Ende ein akzeptables Hotel. Wir sind sicher, morgen wird’s wieder besser.

Tag 15 war wieder ein Überraschungstag, aber das mögen wir ja. Wir haben ihm die Überschrift gegeben „Gelassenheit und Flexibilität“! Erst mussten wir die Ebene von Pristina nach Pec durchfahren. 84km Staub und heftiger Wind, LKW Verkehr und triste Landschaft auf der M9. Kein tatsächliches Vergnügen. Aber dann kam der Kuga Pass (R108) rauf in die Berge zum Übergang nach Montenegro. Ein Pässchen zum Verlieben, wenig Verkehr, starke Kurven und immer wieder rechts die weiten Einblicke in die kosovarische Ebene. Dann die Grenzkontrolle des Kososvo und danach rund 11km bis zum nächsten Zollhäuschen der Montegriner. Starke Abfahrt auf der P8 bis Rozaje, wo wir uns im Getümmel des freitäglichen Markttages etwas durchkämpfen mussten. Dann folgte eine schnelle Etappe auf der E65 bis Berane, wo wir nach rechts zum Kolasin Ski Center auf 1.700m Höhe abbogen. Wow, eine Superstrecke mit nagelneuem Asphalt, wie für uns herausgeputzt kletterten wir Kurve für Kurve nach oben bis, ja bis uns zunächst eine Schotterstraße bremste und uns dann vor einer gigantischen Tunnelbaustelle komplett zum Stoppen brachte. Wäre ja keine schlechte Idee, wenn man so was unten anschreibt, aber das Positive war, wir konnten diese Traumstrecke nochmal fahren. Also nahmen wir eine andere alternative kleine Straße, die als „landschaftlich reizvoll“ ausgeschildert war. Das war sie zweifelsohne auch, aber für 50km braucht man länger als 1 Stunde, da die Straße sehr eng ist, wenig Geraden aufweist und die Straßenqualität hat überaus deutlich Luft nach oben. Bei Kolasin dann erneute Baustelle und wieder der Blick auf die Karte nach Alternativen. Die Zeit lief uns immer mehr davon, denn wir hatten ja noch Strecke vor uns und wenn es so weiter ging, kamen wir spätabends erst am Bestimmungsort an. Und wir wurden erhört. Plötzlich wurde die Straße deutlich besser, zwar auch mit entsprechend mehr Verkehr, aber da kann man ja damit umgehen.

Die Fahrt von Kolasin nach Svanik und von dort aus die Abfahrt nach Pluzine entschädigte uns für alle Unbillen des heutigen Tages. Null Verkehr und wieder eine dieser neuen Straßen, wo man es richtig laufen lassen kann. Schnelle Kurven und dabei immer noch sagenhafte Ausblicke ließen den hereinbrechenden Abend in einem angenehmen Licht erscheinen. Die letzten Kilometer ließen uns nahezu keinen Blick vom See nehmen, der die Zwischenräume zwischen den Bergen komplett ausfüllt. In Pluzine konnten wir kein Hotel finden, aber die Region und die Motorradstrecken waren und sind dies allemal wert. Unser Hüttenwirt begrüßte uns herzlich und wenige Meter von den direkt am See liegenden Hütten ließen wir in einem gepflegten Restaurant (der absolute Gegensatz zur Unterkunft) bei einem tollen Abendessen den Abend ausklingen.

Die Nacht war ziemlich laut, und zwar so laut, dass ich tatsächlich aufwache und ein irrsinniges Regen-Geprassel auf das Blechdach vernehme. Das ist kein sich einregnender Landregen, das ist ein sehr heftiges Gewitter. Es ist lange andauernd und laut und als ich mal aufstehe und rausschaue, kann ich das gegenüberliegende Seeufer durch den dichten Regenvorhang nicht erkennen. Morgens hängen die Wolken immer noch über dem See und in den Schluchten und es regnet weiter, zwar nicht mehr so heftig aber dauerhaft. Das Frühstück beim Hüttenwirt braucht keine langen Tische für ein Buffet, aber guter Kaffee, ein Art Pfannkuchen mit Schinken und Käse gefüllt gibt wahrlich Kraft und als ich die Dame des Hauses auch noch als „Chefica“ bezeichne, bricht ein Strahlen aus ihr heraus und es gibt auch noch Saft.

Da wartete was auf uns

Also alles, so gut wie es geht, regenfest gemacht und eine Touränderung mit kurviger.de geplant, aufs Navi gespielt und los geht’s. Entgegen dem Plan lassen wir den See links liegen und nehmen die direkte Straße nach Foca. Und siehe da: „Durch die Nacht kommt man zur Sonne“ (Steff’s Motto aus Sarastro/Zauberflöte). Eine tolle Straße (M3) schmiegt sich zwischen Berg und Stausee und windet sich den Biegungen der Riva entlang Richtung Bosnien-Herzegowina. Mehrmals wird der Fluss überquert und gewährt wahnsinnig beeindruckende Blicke hinab in die Schlucht. Dann kommt leider die in diesen Regionen noch nicht wegzudenkende Grenze. Bei der Ausreise aus Montenegro hört zwei Wagen vor uns die Kontrolle auf.

Mürrische Gesichter schauen aus dem Kontrollraum, Hin- und Hergelaufe und nichts geht mehr. Dann erfahren wir, dass der Computer kaputt sei, ein „Experte“ sei jedoch bereits gerufen. Der kommt dann auch nach 30 Minuten und bringt Gott sei Dank das Programm wieder zum Laufen (Restart?).

Eine völlig andere Straßenqualität erwartet uns nach der hölzernen, nassen Grenzbrücke auf der anderen Seite. Verwundert sprechen wir einen Tesla Fahrer an, der auf Einreise nach Montenegro wartet und wo, so fragen wir uns, haben wir wohl einen Supercharger übersehen. Jedenfalls ein anzuerkennendes Unterfangen mit einem Tesla in diese Ecke zu fahren. Und siehe da, es geht doch! Er jedenfalls spricht davon, dass die nächsten 25km Schotterstraße seien und er 2,5 Stunden von Foca aus bis hierher gebraucht habe.

Wieder lernen wir etwas, nämlich, dass die Einstufung „Schotterstraße“ für einen Teslafahrer offensichtlich eine völlig andere Kategorie bedeutet, wie für einen GS-Fahrer. Alles war gut. Die Straße hatte zwar große Schlaglöcher und vom Regen heruntergespültes Geröll mussten wir auch beachten, aber eigentlich no Problem bis Foca.

Dann wurde die Hauptstraße deutlich besser und wir hatten eine schnelle Fahrt im Tal der Drina bis Goradze. Dort ein Käffchen und weiter über die 448 wieder in die Berge hinein. Diese Straße ist laut neuer Straßenkarte nur für „4-Wheel-Drive“ befahrbar. Papperlapapp, die Straße ist durchgehend befestigt, zwar in liederlichem Zustand gewährt aber super Ausblicke und bietet ein Kurvenpotpourris der besonderen Art. Wieder im Tal biegen wir auf die M5 Richtung Podgrab ein und von da an lief es wieder flüssig bis Sarajevo. Einfahrt in die Stadt, Hotel mitten in der richtigen Altstadt, duschen, und raus ins Gewühle des Samstagabends. Der süße Duft der Sisha Lokale begleitet uns, die Geschichte dieser geprüften Stadt leider auch. Moderne, hochhausgeprägte Metropole auf der einen Seite, verwinkelte Altstadt mit unzählbaren niedrigen, nahezu gedrückten Läden und Restaurants andererseits. Ein buntes Gemisch von Menschen unterschiedlichster Abstammung und vermutlich auch diverser Religionen schiebt sich friedlich, lachend und frohgemut durch die Gassen. Aus einem der Straßencafes dringt verlockender Duft frisch gegrillter Cevapcici dem wir nicht widerstehen können. Mitten im fremdländischen Stimmengewirr genießen wir sie frisch gegrillt mir Fladenbrot, Zwiebel und Ajvar und ein Bier dazu. Wir sehen Tische in den Lokalen, an welchen junge Frauen plaudernd nebeneinander sitzen. Eine der beiden kurzberockt und das Schuhwerk würde ich (alter Knacker) nahezu als Highheels bezeichnen, die andere mit Kopftuch. Sie scheinen sich prächtig zu verstehen und so ein Anblick (und wir haben diese Situation wirklich mehrfach, wenn nicht sogar oft gesehen) lässt bei mir immer wieder Hoffnung aufkeimen, dass es Menschen selbst in der Hand haben, miteinander friedlich und respektvoll umzugehen und sich von niemandem Verhaltensvorschriften machen lassen sollen und müssen. Sarajevo war toll!

Die Ausfahrt aus der Hotel Tiefgarage am nächsten Tag mündet in einer Einbahnstraße nach links, dann rechts auf die Hauptstraße und wir sollten auf dem richtigen Weg aus Sarajevo heraus sein. Aber an der Hauptstraße steht ein Polizist und versperrt uns die Einfahrt. Und, welch Wunder, wir sollen die Einbahnstraße mit polizeilicher Genehmigung in die „falsche“ Richtung fahren, da die Hauptstraße wegen des Sarajevo Marathons gesperrt ist. Gesagt getan, nur landen wir eben wieder auf der gesperrten Hauptstraße und eine höfliche ehrenamtliche Helferin, angetan mit einer solchen (natürlich) gelben Weste, beschied uns, dass wir eben warten müssten, ca. 15  Minuten. Da gerade erst wenige Läufer diese Stelle passiert hatten, schenkten wir ihr wenig Glauben und wurden von einem einsichtigen Polzisten erlöst. Er zog das Sperrgitter weg, bedeute uns die Straße, aber dalli, zu überqueren und die nächste Brücke (ca. 25m weg) zu nehmen und dann seien wir aus dem „Schlamassel“ heraus. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, bedanken uns und düsten über die Straße, um jedoch auf der anderen Flussseite in ein ähnliches Desaster aus Umleitungen zu kommen. Schlussendlich sind wir Sarajevo wieder entkommen, nahmen ein Stück die Autobahn in Richtung Jablanica und bogen am Autobahnende auf die M115/M17 ein. Von da wurde es perfekt. Zunächst ging es überaus zügig auf einer breiten Rampe von rund 1.000m auf rund 200m runter. Ein Genuss mit breiten, langgezogenen Kurven und ohne Verkehr. Bei Konic beginnt die aufgestaute Neretva und spürbare Einflüsse des Tourismus werden sichtbar.  Mehr Verkehr und mehr „nicht-wissen-wohin-Fahrer“ verlangsamten die Fahrt. In Jablanica biegen wir auf die R410 ab, die uns in atemberaubenden Kurven wieder auf 1.200m Höhe auf die Hochebene führt (für Norwegen-Liebhaber, diese Hochebene ist durchaus mit manchem Fjell zu vergleichen). Karg und wild und doch sehenswert. Die übersichtliche Straßenführung verlockt zu schneller Fahrt, wobei der Wind manchmal mit uns Federball spielen möchte. Mitten drin ein See, von dem wir uns doch einige Restaurantbetriebe erhofft hatten (der Vater des Gedanken waren wohl deutsche Stauseeumgebungen), doch hier nichts, absolut nichts und der Hunger begann zu nagen.

Bei Tomislavgrad begeben wir uns wieder Richtung abwärts auf die R415 und genießen eine höllisch schnelle Fahrt bis zu den Dörfern rund um den Ramskojezero (See). Da geht’s langsamer und der knurrende Magen macht sich wieder bemerkbar. In Prozor-Rama sehen wir eher aus den Augenwinkeln an einem Kreisverkehr mehrere kleine Lokale. Nichts wie hin. Maschinen abstellen und fragen, ob es etwas zu essen gibt. Ja, Pizza! Wunderbar, wir bestellen zwei KLEINE Pizzen für drei Personen und bekommen zwei Wagenräder, wobei jedes dieser Wagenräder 2 € kostet. Dazu noch Espressi und die Fahrt kann weitergehen. Die M16-2 nimmt uns auf und in ihren Bann. Mann, was für eine Straße! Zunächst eine wilde Kurvenhatz rauf in Richtung Bugoino. Danach mutiert der Straßennahmen zu E661, aber die Faszination bleibt.

Wow, war das in Ritt. Erst sehr breit und leer, dann, nach Jaice schmaler, dem Lauf der Vrabs folgend, aber immer noch schnell, mit dem Fluss sozusagen Verstecken um die besten Plätze spielend, windet sich die Straße bei bestem Belag Richtung Banja Luka hin. Der ganze Tag war Fahrfreude pur, das Happy Landing Beer ein Genuss und dann besorgte das lokal ausgerichtete Abendessen die nötige Bettschwere (vielleicht war es ja auch der Wein?).

Nachts bin ich einmal aufgewacht und dachte, dass ich bei dem stetigen Rauschen des Regens sicher gleich wieder einschlafen werde, bis mir dieser Blitz durch den Kopf schoss: „Deine Stiefel und die Socken stehen zum Lüften auf dem Balkon“! Gut, dass es Nacht war, denn sonst hätten in den Stiefeln sicher schon die Vögel gebadet. Reinholen, Socken aufhängen, Stiefel ausstopfen und hoffen. Der Morgen brachte dann zweierlei Gewissheit, zum einen, dass die Stiefel dringend eine Fönkur benötigen und zum anderen, dass die Landregen in Bosnien Herzegowina sehr ausdauernd sein können. Regenzeug an und absolute Vorsicht auf den höchst schmierigen Straßen von Banja Luka. So schön die Einfahrt in diese Stadt war, so triefend die Ausfahrt. Statt über Sanski Most entschließen wir uns zu breiteren Straße über Prijedor und Novi Brad nach Bihac zu fahren. Ziemlich viel Verkehr und Überholen bei Dauerregen ist auch keine echte Freude. Aber wir kommen nach langweiliger und nasser Fahrt in Bihac an und nehmen erst mal 3 Cappuccinos zu uns. Weiter geht’s zur Grenze und das übliche Anstehen, Papier rauskramen, vorzeigen, wieder verstauen und das Ganze natürlich zweimal.

Irgendwo da oben sitzt wohl doch ein Pedfahrer-Fürsprecher, denn der Regen hörte auf, die Straße trocknet ab und als wir nach Bihac links auf die M52 einbogen läuft es schon wieder recht flüssig. Über die Berge wurde eine Superstraße gebaut, erst hoch und dann (wen wundert’s?), wieder runter. Lange Kurven, schnell zu fahren. Nach Otocac heißt die Straße dann 23 und lässt die Morgenfrustration total vergessen. Irgendwie scheint die Ecke das Eldorado der Wanderer zu sein, weite Flächen und landschaftlich überaus abwechselnd. Und manchmal sehen die Wandersleut zur Abwechslung dann auch zwei schnelle blaue und weiße Peds durch die Landschaft düsen, will sagen, ziemlich einsam da oben. Die Straße führt in Kurven, die so ziemlich alle lang geschwungen sind durch die Hochebene, was sich allerdings abrupt und heftig ändert, als der Abstieg in Richtung Küste beginnt. Und da ist sie: Die Sonne lacht über der kroatischen Küste und der Himmel hat wohl selbst genug von seinem tristen Gau und zeigt sich in Blau. Kurzer Fotostopp und dann rein ins Kurvenkarussell. Der Abschnitt zwischen Melnice und Senjska Draga verwöhnt uns mit 14 Kehren, bevor es etwas gemächlicher vor zur Küste geht. Auf der E65 folgen wir der Küstenlinie und stellen unterwegs fest, dass wir hie und da beim Überholen unsere gute Kinderstube vergessen haben. Aber da, wo sich die Straße um eine Bucht schlingt, d.h. erst rechts, dann langgeschwungene Linkskurve und eine kurze Gerade, da muss es einfach sein. Die Ortschaften sind nach wie vor noch ziemlich voll, aber die Küstenstraße macht Spaß. Kurz vor Rijeka wechseln wir auf die Autobahn bis Opatija, wo wir nächtigen und unseren letzten gemeinsamen Abend (Steff und Rosa müssen morgen direkt nach Hause) bei einem ausgezeichneten Abendessen zelebrieren.

Der letzte Tourenfahrtag, gleicht einer einzigen Hommage an Slowenien. Sehr schade ist, dass ich heute alleine fahre, d.h. (snief) ohne Rosa/Steff und damit ohne Bilder. Ich schreibe trotzdem, vor allem, weil ich auf dieser Fahrt eine Sequenz erlebt habe, die alles darüber aussagt, weshalb ich mit meinen 71 Jahren nach wie vor Ped fahre.

Von Opatija aus erstmal Highway und Bundesstraße nach Postojna. Hier startet die 409 in Richtung Idrija, eine super ausgebaute Straße die mir nur wenige km hinter Postojna eine irre Kehren- und Kurvenlandschaft hinunter ins Tal präsentiert und die später enger wird und sich an der Idrijca entlangschlängelt. Ein schönes, enges Tal, das die Straße zur Linken mit Baumbestand begrenzt, der doch immer wieder mal einen Blick auf den Fluss erhaschen lässt. In Most na Soci tanke ich und möchte einen kurzen Espresso nehmen und schon ist es passiert. Zwei slowenische Biker verwickeln mich in ein Gespräch, das Pärchen ist rasend nett und so lasse ich mich auch zu einem Salat nieder und die Zeitplanung landete im Müll. In Kobarid biegt die 203 entlang des Isonzo ab, schon das Fahrgenuss pur. Wild der Fluss, nicht weniger „wild“ die Straße, aber wenig Verkehr erlaubt zügige Kurvenfahrt. Bei Zaga abbremsen und in Richtung Bovec, dann auf der 206 nach Kranjska Gora weiterfahren. Danach öffnet sich das Tal und der Adrenalinspiegel schießt nach oben. Stellt euch ein breites Tal vor, das am Rand mit einer gut ausgebauten Straße versehen ist, die schnelle Fahrt mit ewigem Schwingen erlaubt. Links-Rechts-Kombinationen in lang gezogenen Kurven, das Tal begrenzt von den Bergen der Julischen Alpen, auf die ihr direkt zufahrt. Feldblumenwiesen links und rechts, durchsetzt mit einigen dunkelgrünen Flecken von Laub- und Tannenbäumen.

Quelle: Google Maps

Der Duft frische gemähten Grases zieht durch den Helm und über euch lacht die Sonne (das ist das einzige Bild hier und das habe ich bei Google „geklaut“, aber das widerspiegelt den Eindruck). Stille! Den laut knatternden Harley Fahrer, bei dem sich die Kinder in den Dörfern erschreckt umdrehen, habe ich hinter mir gelassen. Das Tal wird enger und die Berge rücken näher, bis zur Baumgrenze in sattem Tannengrüne, darüber der nackte Fels. Die Gewissheit, diese Berge warten auf mich, das weite Schwingen wird den 50 engen Kehren des Vrsic-Passes weichen. Diese Eindrücke, diese Empfindungen werden mich Pedfahren lassen, bis sie mich vom Sattel heben und in die Kiste legen.

Vrsic, Wurzenpass und Großklockner sind so wohl beschrieben, dass ich dazu meinen Senf nicht mehr geben muss, aber die Strecke war einfach stark (der Weg ist ja bekanntlich das Ziel). In Ebbs bei Kufstein übernachte ich und die 900km Heimfahrt am nächsten Tag erspare ich euch auch. Rund 7.750km (ohne Färstrecke) hat mich meine GS klaglos und verlässlich über tolle Straßen und Stock und Stein getragen. Sie hat sich wahrlich einen „Wellness Aufenthalt“ bei BMW Stüdemann verdient. Danke dass ihr meine Eindrücke gelesen habt. Ich habe fertig!

UND HIER GEHT’S ZU DEN KURVIGER-GPX DATEIEN DER FAHRTAGE